Die Collage- als Gesamtkunstwerk

Die Collage als aktuelle Ausdrucksform der Kunst war für Ursula Dethleffs eine ihrer wichtigsten Techniken. Kaum eine andere Künstlerin hat die Collage so vielfältig interpretieren.

Ohne dass sie sich dessen bewusst war, hat sie sich schon von frühester Jugend an "ökologisch" verhalten. Sie hat alles Alte wie Stoffe, Spitzen, Posamente, usw. bei Verwandten, Freunden und Bekannten gesammelt.

Heute sprechen wir von Ökologie. Bei der Familie Dethleffs nannte man das um 1945 nur Sparsamkeit. Isny liegt in Schwaben, deshalb war diese ökologische Sparsamkeit auch bei Ursula Dethleffs nur eine der dort weit verbreiteten Sekundärtugenden.

Aus dieser Sparsamkeit heraus war der Zugang zur Collage fast selbstverständlich: Zeit ihres Lebens sammelte sie in und um Isny, in Europa und in allen Kontinenten: das Alte und Vergängliche.

Sie erkannte dessen Schönheit, während es von anderen verachtet und übersehen wurde. Umso mehr konnte sie verletzt sein, wenn sie in ihrer Heimat auf dem Höhepunkt ihrer Kunst als "Schrottursel" verspottet wurde. Dabei war das nicht böse gemeint: Wer etwas wegwirft, muss nicht verstehen, dass ein Künstler das scheinbar Wertlose in etwas Wertvolles verwandeln kann.

Zuerst wurden die Stoffreste von Ursula Dethleffs bei den Stoffbildern eingeklebt. Dann entstanden aus "Altpapier" Papiercollagen. Später bei den Keramischen Materialbildern arbeitete sie mit Steinen, Tonscherben und "Altmetall".. Am Schluss ihres Wirkens - bei der Objektkunst - verwandelte sie Altholz, Altmetall usw. zu ihren Reliefs und Skulpturen.

Beispiele für das umfassende Werk der Collagen von Ursula Dethleffs

Wundervogel, Textilcollage unter Hinterglaszeichnung, 1944

Sehr frühes Stoffbild: Wundervogel

Kinderzeichnung der 11 jährigen Ursula. Es zeigt die Verbindung ihrer Hinterglasbilder mit der Textilcollage. Am Anfang klebt sie noch die ausgeschnittenen Stoffteile auf das Trägermaterial. Die filigran bemalte Platte aus altem Glas wird darüber gelegt.

Mädchen am Fenster, Textilcollage, 1950

Frühe Textilcollage: Das Mädchen am Fenster

als reine Textilcollage. Die Fülle der vielfältigen Blüten unter den kargen Sprossen des Fensters. Das farbige Kleid des Mädchens verbindet beides. Nur die Einbettung des Bildes in den Rahmen erinnert noch an ihre frühen Hinterglasbilder.

Heimkehr von der Arbeit
Papiercollage, 1951

Frühe Papiercollage: Heimkehr von der Arbeit

Eine der frühesten Papiercollagen von Ursula Dethleffs. Ihre filigrane Arbeit entspricht dem Wesen der Bienen. Die Bienen entsprechen dazu dem Fleiß der Künstlerin. Die Collage erinnert mit ihrer Leichtigkeit an asiatische Kunst

Geisha mit Lotosblüte Textilcollage, 1973

Textilcollage: Geisha mit Lotusblüte

Flächige Textilcollage mit starker Ausdruckskraft. Das Volumen unterschiedlicher Textilien verdichtet sich zum Relief. Ursula Dethleffs bezieht sich auf die spartanische Gestaltung der asiatischen Kunst: Farbe und Form sind minimalisiert.

Scarlett Relief Textil

Frauenbilder Textilcollage: Scarlett

Die Textil-Collage als Relief entspricht ganz dem bayerischen Barock, mit dem Ursula Dethleffs in Oberschwaben zusammenlebte. Prächtige Stoffe, schwungvoll eingesetzt, werden durch ihre Farben und differenzierte Volumina noch unterstrichen.

Relief_Keramik-Schamott-Metall-Glasur_ceramic-fireclay-metal-glaze

Keramisches Materialbild – Relief : Umfangen

Collage mit Metallteilen als keramisches Relief. Dicht gedrängte Körper in harmonischer Ordnung – eingefasst von der beschützenden Kette. Sie erinnert an das Rund der Weltkugel. Die Farben sparsam eingesetzt in hellem und dunklem Blau - sie sind Ausdruck der endlosen Weite der Welt.

Mutter Erde

Objektkunst- Skulptur aus Holz: Mutter Erde

Collage mit Objekten aus Holz und Metall. Hier eine Skulptur aus dem Rund eines großen Mehlsiebes. In seiner Mitte ist die sichere Standfestigkeit symbolisiert. Darüber im Gesicht die großen Augen, die alles sehen und rechtzeitig verhindern, dass die Bewohner der Erde Schaden nehmen.

Undine, Relief Holz, 1990

Objektkunst - Relief aus Holz: Undine

Collage aus alten Holzobjekten - die jungfräuliche Wassergöttin. Die alte Schnitzerei des Körpers als Symbol der Schuppen. Geborgen in ihrem Schrein wie im Wasser. Wenn sie in der Nacht zu Singen beginnt, dann legt sich über alle Wasser der magische Klang ihrer Stimme.