Ehrung für Arist Dethleffs und Fridel Dethleffs-Edelmann

Einige Unternehmer haben Neues aufgebaut - wie Arist Dethleffs ab 1931 die Caravanindustrie in Deutschland.
Einige Unternehmer haben sich um die Förderung von Wirtschaft und Politik verdient gemacht - wie Arist Dethleffs in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.
Aber gibt es auch andere Unternehmerfamilien, die zudem auch als eigenständige Künstler so viel erreicht haben - wie Fridel Dethleffs-Edelmann und Ursula Dethleffs , die aus Baden stammen und in Württemberg ihre Heimat gefunden haben?

Fridel Dethleffs-Edelmann erhielt das Bundesverdienstkreuz als Erste. Arist Dethleffs, der Jüngere, wurde der zweite Träger des Ordens in der Familie. Bei den offiziellen Ehrungen lauteten die Begründungen:

Entwicklung des 1. Caravans in Deutschland

Förderung der Künstlergruppen in der "Sezession Oberschwaben-Bodensee" und "Arkade Isny"

Politische Verantwortung in Ehrenämtern nach 1945 in der CDU Württemberg-Hohenzollern und in Isny - Allgäu

Fridel Dethleffs-Edelmann ist weit über die Region hinaus als bedeutende Künstlerinnen bekannt.

Ursula Dethleffs ist unerwartet früh gestorben, deshalb weiß niemand, ob auch ihr die offizielle Ehrung zuteil geworden wäre.

Fridel Dethleffs-Edelmann

(1899 Hagsfeld bei Karlsruhe-1982 Isny)

Fridel Edelmann wollte Künstlerin werden. Sie hat dafür alle Entbehrungen auf sich genommen. Künstlerinnen waren um 1915 nicht sehr angesehen. Trotzdem setzte Fridel sich durch. Sie wurde eine der ersten Studentinnen an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe. Sie beherrschte bald perfekt den Stil der Karlsruher Akademie. Sie wurde Meisterschülerin. Ihre Werke wurden gerühmt als wichtige Marksteine der Neuen Sachlichkeit. Portraits, Landschaften, Stillleben, Aquarelle und vieles mehr entstand in kurzer Zeit.

Ihr Kampf für die Frau als Künstlerin hatte sich gelohnt. Wenn da nicht die Nazis 1933 - auf dem Höhepunkt von Fridels Karriere - an die Macht gekommen wären. Ihr eigener Malstil schien identisch zu sein, mit den Vorstellungen der Nazis von "Deutscher Kunst". Fridel genoss die Anerkennung, um die sie so hart gekämpft hatte. Aber die Nazis waren die falschen Freunde.

Wohl zu spät erkannte sie den Fehler. Nach 1945 reichte das nicht. Sie wurde heftig angefeindet. So wie früher, als sie in Karlsruhe Kunst studieren wollte. Trotzdem malte sie weiter. Sie gründete den Künstlerkreis der Sezession Oberschwaben-Bodensee (SOB). Nach der mutigen Reise mit Familie und Wohnwagen durch die kommunistische UDSSR unter Breschnew bis nach Georgien fand sie in ihren Gemälden die neue Brücke zwischen ihrem Karlsruher Stil und der Moderne. Wenige Jahre später erkrankte sie an einem Gehirntumor. Nach der Genesung konzentrierte sie sich bis zu ihrem Tod auf die Arbeit an Collagen - dabei war die absolut sichere Hand der Malerin keine Voraussetzung. Ihre Liebe zur Kunst war bis zu ihrem Lebensende ungebrochen.

Arist Dethleffs

(1908 Isny-1996 Isny)

Arist Dethleffs hatte Fridel Edelmann 1931 gegen die Kritik seines Vaters geheiratet. Der Fabrikant Albert Dethleffs wünschte sich als Mutter seines Enkels für die Fabrik keine Künstlerin aus Baden. Arist heiratete sie trotzdem - in Karlsruhe. Die Befürchtung des Vaters Albert Dethleffs wurde Wirklichkeit - geboren wurde ihm kein Enkel, dafür seine Enkelin Ursula.

Wenig später erfüllte Arist den frühen Wunsch seiner Frau: Es war der erste deutsche Caravan -damals Wohnauto genannt. Fridel wollte ein Wohnauto, in dem sie malen konnte. Er seinerseits wollte seine Frau auf die vielen Reisen als Verkäufer der Dethleffs'schen Reitpeitschen, Skistöcke usw. mitnehmen. Als schwäbischer Fabrikantensohn bekam er kein Geld für die Übernachtung seiner Frau in Gasthöfen - das war seine Privatsache. Das Wohnauto war für beide der wirtschaftlich sinnvollste Ausweg. Dass die beiden dafür als Zigeuner verspottet wurden, waren ihnen gleich: Sie kamen mit den anderen Zigeunern bestens aus.

Nach 1945 wuchs das Wohnwagenwerk Dethleffs mit der wachsenden Freizeit der Deutschen. Arist wurde von seinem Vater wirtschaftlich unabhängig. Er trat als Evangelischer in die, damals als katholisch eingestufte CDU ein und wurde deren 1. evangelischer Vorsitzender von Württemberg-Hohenzollern. Zusätzlich übernahm er in der Sezession Oberschwaben die Aufgabe des vermögenden Kassiers. Mit seinem Holzvergaser wurden die Kunstwerke vieler Künstler zu den ersten Ausstellungen nach dem Krieg transportiert. Daneben übernahm er auch für einige Jahre den Vorsitz der Deutschen Wohnwagenhersteller.

Um die Zukunft von Ursula zu sichern verkaufte der kranke Unternehmer 1970 das Wohnwagenwerk an die Unternehmer W.Thrun und J.Eicker. Vom Erlös wurde die Kunst-Galerie für Ursula neben dem Wohnhaus gebaut.

Ursula Dethleffs

(1933 Ottersweier-1994 Isny)

Für Ursulas Mutter war - neben der eigenen Kunst - die künstlerische Erziehung ihrer Tochter die wichtigste Aufgabe. Die hohen Ansprüche der Mutter und die vielen Reisen bedingten, dass Ursula Schulen nur sporadisch besuchte. Dafür wurde sie vom Hauslehrer unterrichtet. Einen Schulabschluss hatte sie nicht. Das schmerzte in jungen Jahren nicht. Wurde Ursula doch früh als begnadete, junge Künstlerin in Süddeutschland zu Ausstellungen eingeladen. Bei den Eröffnungen überraschte sie durch ihre liebenswerte Bescheidenheit: Das Gedöns um Wunderkinder lag ihr fern.

Ihre Eltern besuchten mit Ursula Kunstausstellungen in allen Ländern, die mit dem Wohnwagen erreichbar waren. Über die Künstlerfreunde der Mutter wurde sie eingeführt in die Welt von Max Ackermann, Otto Dix, HAP Grieshaber, Sepp Mahler, Melchior Setz und vielen anderen. Sie lernte schnell - oft war sie eingeladen in die Ateliers der Freunde. Sie beherrschte bald mehr Kunsttechniken als die Mutter. Sie hatte das Glück - im Gegensatz zur Mutter - mit der modernen Kunst aufzuwachsen. Es entstanden herrliche Hinterglasbilder, Zeichnungen, Radierungen, Lithografien, Textilarbeiten, Collagen, Reliefs auf Keramik, vieles andere bis zu den späten Holzreliefs der Objektkunst.

Während ihres ganzen Lebens verwandelte sie Altes, Gebrauchtes in neue Kunst. Ursula konnte verbrauchte Objekte zu neuem Leben erwecken. In jungen Jahren war das für sie selbstverständliche, schwäbische Sparsamkeit. Er später wurde der Schutz von Natur und Wertstoffen ein Teil der bewussten Kunst. Für Ursula war es zudem die symbolische Auferstehung der Materie - ein Motiv aus der religiösen Jugendzeit. Ihre frühen Arbeiten dokumentieren die Entwicklung.

Selbst Freunde der Isnyer Künstler verstanden weder die Objektkunst noch Ursula. Sie spotteten über die "Schrottursel". Das war bitter für sie. Hatte sie doch mit viel Engagement in Isny die Künstlergruppe "Arkade" mit aufgebaut und in jeder Beziehung unterstützt. Trotz des Spotts mancher Kollegen ging sie ihren eigenen Weg bis zum Lebensende weiter.

Wurde ihr die Heimat zu eng, dann fuhr sie zu Studienreisen nach Japan und Chile. Leider ohne die Eltern - die Mutter war verstorben, der Vater erblindet.

Arist Dethleffs und Fridel Edelmann nach der Trauung im Standesamt Karlsruhe

Die Drei Dethleffs mit dem ersten Wohnauto

Die Drei Dethleffs mit ihrem weißen BMW und ihrem Globetrotter