Kirchenfenster von Ursula Dethleffs Aus der Nikolaikirche in Isny-Allgäu

Die drei, von Ursula Dethleffs entworfenen Kirchenfenster an der Südseite der Nikolaikirche, wurden 1972 von Hans Bernhardt in Ravensburg eingesetzt

Die bei dem Stadtbrand von 1284 abgebrannte und wieder aufgebaute romanische Säulenbasilika wurde im Jahre 1288 geweiht. Im 15. Jahrhundert wurde sie um den gotischen Chor erweitert, in dem täglich die Fenster besichtigt werden können.

Ebenfalls 1972 wurden auch die drei neuen Ostfenster eingesetzt, die von dem Künstler Wolf-Dieter Kohler aus Stuttgart entworfen wurden. Die drei Glasfenster wurden eingesetzt von der Werkstatt Siegfried Frick in Ravensburg.

(Siehe Kirchenführer, Seite 9 'Meister und Handwerker', WVZ-Nr. 230010 (Fotostudio Knittel Leutkirch )

Turmbau zu Babel

(links, vom Betrachter aus gesehen)

Ein alttestamentarisches Thema:
Aus 1. Mose 11

"Und die ganze Erde hatte ein- und dieselbe Sprache und
ein- und dieselben Wörter.
Und die Menschen sprachen:
'Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen,
und seine Spitze soll bis an den Himmel reichen.'
Und der Herr fuhr herab, um die Stadt und den Turm
anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
Und der Herr sprach:' Siehe, ein Volk sind sie und eine
Sprache haben sie alle und dies ist erst der Anfang ihres Tuns,
Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen.'
Lasst uns herab fahren und ihre Sprache verwirren, dass sie
einander nicht mehr verstehen.
Und der Herr zerstreute sie von dort über die ganze Erde,
und sie hörten auf die Stadt zu bauen.
Darum gab man der Stadt den Namen Babel."

Babel wird mit Babylon gleichgesetzt,
aber auch mit dem hebräischen Wort 'Babel' = verwirren.
Der Mensch in seinem Größenwahn, in seiner Hybris
will sein wie Gott. Dies zieht sich durch die ganze Menschheits-
geschichte bis zum heutigen Tag.

Der Mensch überschätzt sich bis Gott eingreift.
Ursula Dethleffs hat dies sehr deutlich dargestellt:

Gottes Auge wacht über allem.

(WVZ-Nr. 230013)

Pfingstfenster

(Mitte)

In Apostelgeschichte 1 heißt es:

"Und als der Tag des Pfingstfestes erfüllt war,
waren alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich geschah
aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind
daher und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen.
Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer und
Sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen.
Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt.
Und sie entsetzten sich aber alle und wunderten sich
Und sagten:' Sind nicht alle, die da reden Galiläer?
Und wie hören wir sie, einen jeden in seiner eigenen Mundart,
in der er geboren ist, ob Griechen oder Kreter oder Aramäer."

Dieses Fenster steht für die Gegenwart.
Das Kommen des Heiligen Geistes
bewirkt das tröstliche Pfingstwunder im Gegensatz zu Babel.

Gott versöhnt sich mit den Menschen.

Dies bewirkt die Gemeinschaft der Menschheit,
die Einheit nach der Zerstreuung.

Ursula Dethleffs stellt die Freude über die Ausgießung des Heiligen
Geistes in Form bunter Tropfen dar,
das Brausen des Windes erscheint in Gestalt der
schwungvollen, wellenartigen Formen in kraftvollen, leuchtenden Farben.

'Sie sollen Ausdruck dafür sein: wo Gottes Geist ist,
ist Freiheit, Freiheit sich aufzumachen, die himmlische Stadt,
das himmlische Jerusalem von unten her zu bauen.'

(Zitat aus der Festrede von W.-Dieter Kohler am 24.9.1972)
WVZ 230012

Himmlisches Jerusalem

(rechts, vom Betrachter aus gesehen )

Die in die Zukunft weisende Vision des Johannes.
Jerusalem, die Stadt der zwölf Tore.
Statt Edelsteinen wählte Ursula Dethleffs erdige und warme Farben,
die sich sehr stark mit dem Lichteinfall verändern.
Eine Stadt, die Geborgenheit schenkt und aus dem Blau des
Himmels herab kommt. Ihre Tore sind gemäß der heiligen
Zahl 12 und öffnen die Stadt nach außen.

In der Offenbarung des Johannes, Kapitel 21
heißt es gekürzt:

"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde,
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,
und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem von Gott
aus dem Himmel herabkommen.
Und Gott führte mich hin im Geist auf einen großen und
Hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem,
die hatte die Herrlichkeit Gottes,
ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis,
klar wie Kristall,
sie hatte eine große und hohe Mauer und
hatte zwölf Tore."

(WVZ-Nr. 230011)

Verfasserin der Texte zu den Fenstern: Johanna Schanbacher