Einführung in das Werk

von Dr. Ursula Merkel und Dr. Monika Scholl

aus dem Buch "Fridel Dethleffs-Edelmann und Ursula Dethleffs - Ein Überblick", 1997

Früh schon stand der Berufswunsch von Fridel Edelmann fest: Sie wollte Malerin Werden. Doch ein solches Berufsziel war im frühen 20. Jahrhundert - zumal für eine Frau - keineswegs selbstverständlich und nur unter erschwerten Bedingungen erreichbar. Eine professionelle Ausbildung an den Kunsthochschulen in Deutschland blieb Frauen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, bis 1919 generell verwehrt.

So auch an der Akademie in Karlsruhe, in deren Nähe Fridel Edelmann Kindheit und Jugendzeit verbrachte.

Ihr künstlerischer Werdegang beginnt zunächst als Privatschülerin von Wilhelm Trübner und Alice Proumen.

1916/17 besuchte sie die Badische Kunstgewerbeschule und anschließend die Karlsruher Malerinnenschule. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie schließlich zur Reihe jener Frauen, die erstmals an der Staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe zum Studium zugelassen werden.

1925 wird Fridel Edelmann Meisterschülerin von Ernst Würtenberger; 1928/29 folgen Studienaufenthalte in Paris und Florenz.

Zu Beginn der zwanziger Jahre entstehen, oft im engen künstlerischen Austausch mit dem Maler Hans Schöpflin , zahlreiche Landschaftsbilder; in erster Linie sachlich und doch atmosphärisch geschilderte Motive aus dem Schwarzwald, darüber hinaus aber auch Ansichten ferner Gebirgsregionen wie beispielsweise das majestätische Panorama der Dolomiten.

Neben Gemälden, die einen größeren Landschaftszusammenhang zeigen, finden sich Bilder mit nahsichtig gegebenen Naturausschnitten von Pflanzen oder Gestein, die von genauer Beobachtungsgabe und Liebe zum detail zeugen. Bereits in dieser Phase ist das Streben nach Exaktheit und größtmöglicher Naturtreue sowie das nachhaltige Interesse an alt meisterlichen Maltechniken nicht zu übersehen. Darin folgt die Künstlerin sowohl dem Vorbild ihres Lehrers Würtenberger als auch allgemeinen Tendenzen der Kunst in Karlsruhe. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich dort, neben Berlin und München, ein bedeutendes , weit überregional ausstrahlendes Zentrum der Neuen Sachlichkeit - jener Strömung, die sich als Reaktion auf Expressionismus und abstrakte Formauflösung der präzisen Wiedergabe der sichtbaren Welt und damit einer neuen Objektivität zuwandte.

Skizzenhafte, fast impressionistisch anmutende Aquarelle wie die ausgezeichnete Folge der Strandszenen auf der Insel Borkum, die eine ganz andere künstlerische Sprache zum Ausdruck bringen, bleiben dagegen eher Ausnahmeerscheinungen.

Blumenstücke, Stillleben und Portraits im Stil der Neuen Sachlichkeit bilden die Schwerpunkte in den Gemälden und Zeichnungen der späten zwanziger und dreißiger Jahre. Aus dieser bemerkenswert produktiven Schaffenszeit stammt eine Vielzahl hervorragender Arbeiten, die regional und überregional große Beachtung finden. Die Künstlerin erhält zahlreiche Aufträge und nimmt an bedeutenden Ausstellungen teil: ihre Werke werden mehrfach prämiert und von renommierten öffentlichen Sammlungen erworben.

Besonders geschätzt sind die Stillleben, deren regungslose, oft in überhöhter Gegenständlichkeit wiedergegebene Objektwelt erst auf den zweiten Blick eine symbolhafte Ebene enthüllt, außerdem die in altmeisterlicher Manier gemalten Blumensträuße, die vor dunklem Grund ihre Farbenpracht entfalten.

Hohe malerische Qualität, Einfühlungsvermögen und treffende Charakterisierung der dargestellten Persönlichkeiten zeichnen die Portraits aus. Unter ihnen gehört das "Selbstbildnis vor der Staffelei", das heute in der Kunsthalle Augsburg der Öffentlichkeit präsentiert wird, zu den bekanntesten. Es errang in einem vom badischen Staat 1932 ausgeschriebenen Wettbewerb den ersten Preis, wurde bereits im folgenden Jahr von der Staatsgalerie München erworben und zählt mittlerweile zu den besten (und in der kunsthistorischen Literatur oft reproduzierten) Künstlerportraits der Neuen Sachlichkeit. Im Nachlass der Malerin hat sich dazu eine großformatige Studie erhalten.

1931 heiratet Fridel Edelmann den Fabrikanten Arist Dethleffs aus Isny im Allgäu und führt seither den Doppelnamen Dethleffs-Edelmann. Ihre einzige Tochter Ursula, die später ebenfalls Künstlerin wird, kommt 1933 auf die Welt. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs unternimmt das Ehepaar mehrere Auslandsreisen mit seinem Wohnwagen. In den Kriegsjahren schränkt sich die künstlerische Tätigkeit jedoch zwangsläufig ein; in dieser Phase entstehen vorwiegend kleinformatige Blumenaquarelle und Pflanzenstudien.

Nach 1945 wendet sich die Künstlerin einer veränderten, im Zwischenbereich von Gegenständlichkeit und Abstraktion angesiedelten Bildsprache zu. Sie zeugt von der intensiven Auseinandersetzung mit Werken der klassischen Moderne und der zeitgenössischen abstrakten Malerei. Das Themenrepertoire ändert sich aber nicht grundlegend: Bildnisse, Landschaften und Blumenstücke dominieren weiterhin.

Hervorzuheben ist die Reihe der Portraits ihrer Tochter und die aus Farbenrhythmen und stilisierten Formen komponierten "Russischen Landschaften".

Gemeinsam mit ihrem Mann Arist Dethleffs gründet sie 1947 die "Oberschwäbische Sezession". 1950 erweitert zur "Sezession Oberschwaben-Bodensee"; eine Vereinigung von Malern, Graphikern und Bildhauern aus dem süddeutschen Raum, in der so bekannte Künstler wie Max Ackermann, Otto Dix und HAP Grieshaber mitwirken.

Rosengarten u Karrersee in Dolomiten Öl Leinwand 1925 WVZ-Nr.: 153052
Bei Portofino Aquarell 1925 WVZ-Nr.: 102026
Altmodischer Strauß Öl auf Malpappe 1929 WVZ-Nr.151079
Dorf im Kaukasus Öl auf Malplatte 1968 WVZ-Nr. 153002
1919, Tempera Das erste Portrait von Fridel
1924, Bleistift-Zeichnung in Tagebuch
1926, Bleistift-Zeichnung in Tagebuch
1928, Bleistift-Zeichnung in Tagebuch
1922, Bleistift-Zeichnung in Tagebuch

Alle Bilder sind von Hans Schöpflin