In 3 Unternehmen - von 6 Mio auf 540 Millionen Umsatz

1. Dethleffs GmbH Isny (1968 bis 1978)

1971 Bernd Riedle und Mitarbeiter aus der Produktion

Riedle stammt aus Ulm. Sein Vater war Architekt. Seine Mutter war die Tochter der Isnyer Fabrikantenfamilie Dethleffs. Ihr Bruder, Arist Dethleffs, war der Pionier des Wohnwagens in Deutschland. Riedle untersuchte schon während seines Studiums - zuerst in Tübingen, dann in München - für seinen Onkel den deutschen Wohnwagenmarkt. Nach dem Studium wollte er promovieren. Sein Onkel, der keinen Sohn und Nachfolger hatte, meinte aber: " Spar die Zeit, wenn Du die Firma Dethleffs übernimmst, brauchst Du keinen Doktortitel." Riedle akzeptierte den Vorschlag und begann den Berufsweg als Assistent seines Onkels. Es war nicht einfach: Arist Dethleffs war erblindet. Der Firma ging es nicht gut  auch wenn wir es uns nicht anmerken ließen.

Mit einer Chronik bedankte sich Dethleffs 1978 bei dem GF B. Riedle für die gemeinsamen Erfolge bei Bernd Riedle für die gemeinsamen Erfolge

Zwei Jahre nach seinem Eintritt bei Dethleffs eröffneten ihm seine Tante nach einem Museumsbesuch auf der Rückfahrt nach Isny so nebenbei: "Wir haben die Firma Dethleffs verkauft." Nach dieser Enttäuschung tröstete auch das Angebot nicht: Die Käufer suchten für Dethleffs den neuen Geschäftsführer. Sie wollten mit Riedle zusammenarbeiten. Der übernahm die Aufgabe, um sich selbst zu prüfen. Vielleicht war er wirklich nicht für die Führung der Firma seines Urgroßvaters geeignet? Ein Trost für den Vertrauensverlust gegenüber Arist, Fridel und Ursula Dethleffs war das Angebot aber nicht.

Von 1970 bis 1978 war Riedle allein verantwortlicher Geschäftsführer von Dethleffs. Nach 10 Jahren bei Dethleffs überreichten ihm seine Mitarbeiter zum Abschied eine, in Leder gebundene Chronik seiner Arbeit. Auf der ersten Seite steht die Widmung für Bernd Riedle laut Foto.

Als Riedle Dethleffs übernommen hatte, erwirtschafteten 86 Mitarbeiter einen Umsatz von 6 Mio. DM. Im Jahr vor seinem Ausscheiden war der Umsatz bei - damals 450 Mitarbeitern - auf 80 Mio. DM gestiegen. In dem vor kurzem erweiterten, neuen Werk konnten 600 Mitarbeiter beschäftigt werden. Riedle hatte sein Ziel erreicht: Dethleffs war der Erste Wohnwagenfabrikant Deutschlands– er war wieder einer der Besten geworden.

Die Titelseite - des 1. Dethleffs-Prospekts mit B. Riedle vor Schloss Wolfegg- Foto R. Leser

Gemeinsam mit den neuen Eigentümern, Wolfgang Thrun und Jakob Eicker, wurde viel erreicht: Dethleffs war bei der Entwicklung der Schräglenkerachse mit Prof. Dr. Kirchgässner der Erste; das neue Werk nutzte alle Chancen der Qualitätsverbesserung; die Führung der Mitarbeiter basierte schon 1970 auf dem Lohnmodell, das BOSCH in 2015 für seine Mitarbeiter einführt: gemeinsame Ziele, statt singulärer Eigennutz. Die Arbeit war hart, aber ohne die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Mannschaft der Firma wäre das nicht gelungen.

Nach dem 10. Jahr bei Dethleffs wurde ihm von Burmah Oil Ltd, UK, die Leitung des großen Wohnwagen- und Motorcaravanwerks Tabbert GmbH angetragen. Riedle nahm das Angebot an: bisher hatte er ein kleines Unternehmen in den Mittelstand geführt. Jetzt konnte er bei Burmah Oil die Führung in einem Konzern lernen. Riedle nahm das Angebot an.

2. Tabbert GmbH Bad Kissingen, eine Tochter der Burmah-Oil Ltd GB (1978 bis 1980)

Burmah war mit Castrol, Veedol usw. ein internationales Unternehmen, das Öl z.B. auch in Persien selbst förderte und in seinen Tochterfirmen weltweit verarbeitete und verkaufte. Bei Tabbert galt insgeheim die Devise: Geld spiele bei Burmah angeblich keine Rolle. Deshalb waren auch die Kosten (vor allem beim Personal) wesentlich höher als bei den Unternehmen der Branche. Riedles Aufgabe als Geschäftsführer war, die Kosten zu senken und das für Burmah geplante neue Werk für Wohnwagen und Motorcaravans zu bauen. (RA Arnold Zeller, Aufsichtsrat bei Tabbert, hatte Dethleffs bei der Einweihung des Werks in Isny besichtigt. Zeller und Riedle hatten sich bei der Einweihung nicht kennen gelernt.)
Die Erfüllung der Ziele von Burmah bei Tabbert brachte viele Probleme. Die neue Lohnpolitik wurde von den Mitarbeitern bekämpft: die zu hohen Personalkosten konnten nur durch den Wechsel vom Arbeitgeberverband Metall zu Holz verringert werden.
Anerkennung hatte Riedle dafür bei der Muttergesellschaft Burmah gefunden, aber nicht bei den Mitarbeitern von Tabbert. Das war verständlich. Auf der anderen Seite war der Bau der neuen Fabrik von Burmah genehmigt und begonnen worden – die Arbeitsplätze waren sicherer geworden. Riedle beendete das Spannungsverhältnis: Burmah und Riedle trennten sich einvernehmlich. Trotzdem war die Trennung bitter – Der Erfolg bei den Kosten war für Außenstehende nicht sichtbar. Erst später stellte Bernd Riedle fest, dass die zwei Jahre bei dem internationalen Konzern die beste Vorbereitung bei seiner nächsten Aufgabe gewesen waren.

3. CMC-Thrun-Hymer und Eicker GmbH & Co KG (1980 bis 1990)

Bernd Riedle 1992 mit Gespann: Oldtimer u Dethleffs für Museum

Die Unternehmer Wolfgang Thrun und Jakob Eicker, u.a. auch Eigentümer der Dethleffs GmbH, waren sich mit Erwin Hymer einig geworden, ihre bisher getrennt geführten Unternehmen der Caravan- und Motorcaravanbranche zu vereinigen. Die Gruppe „CMC-Thrun-Hymer und Eicker GmbH & Co KG“ wurde gegründet aus den Unternehmen:
Thrun-Eicker GmbH, TE-Vertriebs-GmbH, Dethleffs GmbH + Hymer GmbH, Hymer France SA.

Wolfgang Thrun rief bei Bernd Riedle an und fragte, ob er die Führung der Gruppe als Zentralgeschäftsführers übernehmen wolle. Bernd Riedle sagte ihm gerne zu. Mit großem Optimismus startete die CMC in ihre Zukunft: Alle Tochtergesellschaften sollten selbstständig geführt werden. Zuerst wurde nur das Berichtswesen in der Gruppe vereinheitlicht. Beginnende Probleme sollten in den Tochtergesellschaften selbst erkannt und frühzeitig gelöst werden. Im zweiten Schritt wurde die Materialwirtschaft verflochten: die Zahl der gleichen Teile wurde erhöht – ohne die Authentizität der Fahrzeuge zu gefährden. Der gemeinsame Einkauf wurde eingeführt - jedes Unternehmen wurde für einen der Materialbereiche federführend. 1982 unterbrach die Wirtschaftskrise in Europa auch das Wachstum der CMC: Die AEG-Telefunken wurde insolvent. Die Arbeitslosenzahl stieg auf nahezu 9%. In der DDR konnten erstmals Frauen zum Wehrdienst einberufen werden. Der Kalte Krieg eskalierte. Die Angst vor der Zukunft verunsicherte die Interessenten der Caravans und Motorcaravans stark. Konnte man in Zukunft noch mit Freizeitfahrzeugen verreisen? Die Verkäufe brachen ein. Die Folgen: Ein Produktionsbetrieb der CMC im Ruhrgebiet mit noch 300 Mitarbeitern wurde stillge-legt - ohne Insolvenz. Die wenigen hochwertigen Caravans der Marke TEC wurden danach bei Dethleffs in Isny produziert, die preiswerten Fahrzeuge wurden von Trigano-Frankreich im Auftrag der CMC gebaut.
Die CMC brach unter den Folgen der Wirtschaftskrise beinahe zusammen: Der Mehrheitsgesellschafter kündigte seine CMC-Beteiligung. Ein Minderheitsgesellschafter musste wegen wirtschaftlicher Probleme ebenfalls aus der CMC ausscheiden. Herr Erwin Hymer kämpfte mit Bernd Riedle um die Sanierung der Gruppe. 1985 konnte Herr Hymer die Anteile der beiden ausgeschiedenen Gesellschafter kaufen = er war damit nicht mehr Minderheitsgesellschafter, sondern der alleinige Eigentümer der CMC geworden.
Von 1985 bis 1990 gelang es, die CMC im Dauerstress wieder zum Erfolg zu führen. Riedle fuhr ohne Chauffeur nachts – um Geld und Zeit zu sparen - zu den Tochtergesellschaften vor Ort. Zuerst um die großen Finanzprobleme mit den Banken zu lösen; dabei begleitete ihn öfters Herr Erwin Hymer. Später ging es bei den Besuchen vor allem darum, neue Chancen oder Probleme frühzeitig direkt mit den Verantwortlichen der Tochtergesellschaften zu erkennen. Um 1990 erschien im MANAGER eine Untersuchung über wichtige mittelständische Unternehmen in der BRD. Der CMC wurde der vierte Platz an der Spitze bestätigt. Da von der CMC selbst keine Zahlen der Gruppe veröffentlicht worden waren, blieb unbekannt, wer die Zahlen weitergegeben hatte. Der erste Mehrheitsgesellschafter der CMC, Wolfgang Thrun, hatte nie Erfolge der Gruppe veröffentlicht. Bei Thrun trat nicht die CMC bei Pressekonferenzen auf, sondern ausschließlich die Tochtergesellschaften. Mit der Indiskretion wurde neben dem überraschenden Ergebnis der CMC auch bekannt, dass die CMC mit ihren Tochtergesellschaften unbemerkt von fast allen inzwischen die größte Gruppe der europäischen Freizeitfahrzeuge geworden war.
1980 hatte der Umsatz der CMC 220 Mio. betragen; im Jahr der Wirtschaftskrise in Europa sank er auf 177 Mio. Bis 1990 konnte der Umsatz dann auf 540 Mio. gesteigert werden.

Mit dem wirtschaftlichen Erfolg der CMC hatte sich Bernd Riedle die Freiheit erarbeitet, selbstständig zu werden. 1991 gründete er die „Bernd Riedle & Partner GmbH“ in Isny. Alles, was er bei der CMC über den Kauf und Verkauf von Unternehmen gelernt hatte, konnte er als Berater an seine Mandanten weitergeben. Die Aufgabe war in ihrer Vielfalt unbegrenzt: vom fallierenden Yachtbootsbau für Schmuggler auf dem Bodensee bis zu schnell wachsenden Unternehmen im medizintechnischen Bereich. Für die Beratung suchte er Mandanten, die nicht mit seiner früheren Branche kollidierten - nur einmal übernahm er ein Aufsichtsratsmandat der Knaus-Gruppe Deutschland-Ungarn. Er hatte sich gewünscht, dass er mit der neu aufgebauten Firma seinen Töchtern eine Chance für ihre eigene Zukunft als freie Unternehmer aufbauen könnte. So sehr er auch seine Aufgabe als freier Unternehmer liebte – seine Töchter gingen ihre eigenen Wege. Deshalb hat er seine Firma am 13.07.2010 geschlossen – in seinem 70. Lebensjahr.